Lerntherapie in der Schule – Rahmenbedingungen

Um als Lerntherapeutin erfolgreich und störungsfrei an einer Schule arbeiten zu können, sind klare Rahmenbedingungen notwendig.

Im Folgenden liste ich die für mich wichtigsten Punkte auf:

1. Schulleitung und Lehrkräfte sowie Sekretariat

Eine reibungslose Zusammenarbeit mit der Schulleitung und den Lehrkräften ist essenziell. Hierbei sind für mich folgende Aspekte wichtig:

• Gute und schnelle Kommunikationswege
• Zügige Entscheidungsprozesse
• Begegnung auf Augenhöhe
• Rückhalt und Unterstützung
• Vorstellung bei der Lehrerschaft: eine Einführung bei den Lehrkräften, zum Beispiel im Rahmen einer Lehrerkonferenz, schafft Transparenz und fördert die Zusammenarbeit. Dabei kann ich meine Arbeit vorstellen, Berührungspunkte aufzeigen, sowie was Lerntherapie nicht sein soll.
• Vernetzung im Schulsystem, unter anderemZugang zur dortigen Software
• Zugang zu vorhandener Diagnostik, dies erleichtert die zielgerichtete Therapieplanung.
• Gemeinsame Entscheidungsfindung, wer in die Lerntherapie aufgenommen wird.
• Langfristiges Arbeiten mit den Kindern, keine zeitliche Begrenzung auf beispielsweise 4 Wochen.
• Zusammenarbeit mit dem Sekretariat: Dies habe ich extra erwähnt, denn ich empfinde diesen Ort als Schaltzentrale für viele Alltags-Organisations-Abläufe. Dort wird gemeldet, wenn ein Kind krank wird, wenn sich etwas Wesentliches im Ablauf des Tages verändert, wen man was fragen kann. Und genau so umgekehrt geben die Sekretärinnen den Eltern und Lehrern bei Nachfrage Bescheid, ob ich im Haus bin und wo. Für mich ist es ein Ritual, eine Routine, mich immer zuerst beim Sekretariat zu melden.

2. Eltern

Von den Eltern benötige ich das schriftliche Einverständnis sowie eine Schweigepflichtsentbindung, wenn ich als selbstständige Lerntherapeutin in der Schule arbeite. Optimal wäre auch ein Einblick in vorhandene Diagnosen. Wichtige Rahmenbedingungen sind ebenfalls:

• Direkte Kommunikationswege: E-Mail-Adressen und Telefonnummern der Eltern sind entscheidend, um effizient in Kontakt zu treten. Dies erscheint banal, kann jedoch im Alltag enorm viel Zeit sparen.
• Zusammenarbeit und Unterstützung: Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Therapie, beispielsweise bei Therapiehausaufgaben.
• Offenheit und Dialogbereitschaft: Missverständnisse oder Fragen sollten zeitnah geklärt werden.
• Elternabende: Es ist wichtig, dass Lerntherapeuten zu Elternabenden eingeladen werden, um die Arbeit vorzustellen und Fragen zu beantworten.

3. Räumlichkeiten und Material

Eine geeignete Arbeitsumgebung sowie der Zugang zu relevantem Material sind grundlegende Voraussetzungen für die Durchführung der Lerntherapie.

•  Abschließbare Schränke für Materialaufbewahrung.
•  Zugang zu den Räumlichkeiten und ein eigener Schlüssel, sowie möglichst ein eigener Raum, den man entsprechend einrichten kann. In dem Raum sollte sich auch eine Tafel befinden. Spiele wie Mister X oder Galgenmännchen sind immer noch beliebte Klassiker, die an der Tafel gespielt werden.
• Freier Zugang zu Kopierern und Schneidemaschinen erleichtert den Arbeitsalltag enorm.

4. Persönliche Rahmenbedingungen

Um Lerntherapie in den Schulen erfolgreich umzusetzen, sollte ich als Lerntherapeutin folgende Qualitäten mitbringen:

• Sichtbarkeit: Es ist wichtig, dass ich in der Schule präsent und ansprechbar bin – sei es im Lehrerzimmer oder bei informellen Gesprächen, z.B. in der Küche.
• Offenheit und Kommunikationsfreudigkeit: Diese Eigenschaften sind Türöffner, erleichtern den Kontakt und fördern das Vertrauen.
• Flexibilität und Transparenz sind wichtig, um auf die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Schule eingehen zu können.
• Klarheit und Zeitmanagement: Es ist wichtig, klare Absprachen über meine Aufgaben zu treffen, manche Aufgaben gehören eher zur Schulsozialarbeit oder in eine Erziehungsberatung. Ebenso wichtig finde ich ein klares Zeitmanagement. Ich bin nicht jemand, der auf die Minuten achtet, ob die abgerechnet sind oder nicht. Aber hier eine Mail beantwortet, hier noch schnell eine Diagnostik nebenher durchgelesen und ein Telefonat geführt. Das ist Arbeitszeit. Und ich muss für mich klar abstecken, was zeitlich machbar ist und in meinem Stundenumfang möglich ist.

5. Sonstiges

• Möglichkeiten zur Evaluation: durch Fragebögen, die an Eltern, Lehrer, Schüler ausgegeben werden. Ebenso Möglichkeiten einer Verlaufsdiagnostik. Dies unter anderem, um festzuhalten, wie wichtig Lerntherapie in der Schule ist.      

6. Finanzen, Perspektive und Ausblick

Die Vergütung meiner Arbeit sollte meiner Ausbildung und meinem Einsatz gerecht werden. Als Lerntherapeutin bringe ich einen breiten pädagogischen Hintergrund mit u.a. als ausgebildete Erzieherin sowie Diplom-Sozialarbeiterin. Eine pädagogische Vorbildung war Voraussetzung, um das Studium zur pädagogisch-psychologischen Lerntherapeutin an der Akademie für Sozialwissenschaftliche Innovation, Waiblingen, kurz genannt ASI, machen zu können. Und mittlerweile habe ich zusätzlich etliche Jahre Berufserfahrung.

Deshalb sind die folgenden Ausführungen ebenfalls wesentliche Rahmenbedingungen für Lerntherapie IN Schule:

• Angemessene Vergütung: Ob als Selbständige oder Angestellte, meine Arbeit sollte adäquat vergütet werden.
• Innerhalb der Vergütung sollte berücksichtigt sein: Direktkontakt mit den Kindern, Zeitkontingent für Vorbereitung, Zeit für Elternarbeit, für Anwesenheit bei Elternabenden, Zeit für Lehrergespräche.
• Kostenplanung: Wenn ich selbstständig arbeite, muss mein Honorar alle anfallenden Kosten decken, inklusive Materialkosten. Arbeite ich als an der Schule Angestellte, so sollte ein jährliches Budget für Materialkosten und Anschaffungskosten wie Lernspiele vorhanden sein.
• Langfristige Perspektiven: Die Lerntherapie kann nur dann nachhaltig an Schulen etabliert werden, wenn es eine verlässliche und dauerhafte Finanzierung gibt. Kurzfristige Projekte wie „Rückenwind“ schaffen keine langfristige Sicherheit.

Es geht um die Zukunft unserer Kinder – und diese sollte uns eine langfristige Perspektive mit fundiert und gut ausgebildeten Lerntherapeut:innen an Schulen wert sein.

September 2024

Ihre

Sabine Walker