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„Englisch lernen mit LRS – Sprachfreude statt Frust“

„Englisch lernen mit LRS – Sprachfreude statt Frust“

„Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden.“
– Kurt Tucholsky

So geht es den Kindern oft, bevor sie in meinen Englischkurs kommen.

Ich bin Lerntherapeutin und habe eine eigene Praxis. Der Themenbereich Englisch und LRS hatte mich schon lange interessiert – zumal ich Kinder in der Lerntherapie habe, die immer wieder aufs Neue frustriert sind über ihre Defizite und Schwierigkeiten beim Englischlernen in der Schule.

Ich hatte über die Jahre einiges recherchiert und an Material gesammelt, Fortbildungen besucht – aber keine Vorstellung davon, was daraus einmal entstehen könnte.

Von etlichen Eltern der Lerntherapie-Kinder wurde ich immer wieder um Hilfe gebeten, gefragt, wie ihre Kinder besser Vokabeln und die Grammatik lernen könnten.

Ich recherchierte weiter, las, druckte aus, war mir aber unschlüssig, wohin das führen sollte. Dann stieß ich Ende 2020/Anfang 2021 auf einen Materialordner: „Orändsch“ von Miranda Jehle. Danke, Miranda, dass du dir so viel Mühe und Gedanken gemacht hast, um diesen Ordner zu erstellen – und dass du ihn nochmals so toll erweitert und verbessert hast.

Damit hatte ich endlich das Material in der Hand, das mir bisher gefehlt hatte. Ein Material, mit dem ich die Basics der englischen Sprache mit den Kindern erarbeiten konnte, in vielen kleinen, gut durchdachten Schritten. Ich hatte Anhaltspunkte, einen Leitfaden für mich, an dem ich mich orientieren konnte. Mittlerweile habe ich noch einige weitere Materialien in mein Repertoire aufgenommen – aber Grundlage und Orientierung für mich bleibt dieser Ordner Orändsch.

Ich war dadurch so beflügelt, dass ich meine Englisch-Ferienkurse startete. Ich bin jetzt im fünften Jahr dieser Kurse. Es war spannend zu sehen, wie die Kinder aufblühten, sich immer mehr zutrauten. Manche belegten drei Kurse hintereinander – sie konnten gar nicht genug bekommen.

Seit diesem Jahr bin ich damit gestartet, Kurse über ein halbes Jahr anzubieten. Jeden letzten Samstag des Monats treffen wir uns für drei Zeitstunden, um Englisch zu lernen – und das sechs Monate lang. Die Kinder bekommen jeweils für die Zeit bis zum nächsten Treffen Wochenhausaufgaben mit. Denn wie bei allem ist es wichtig, sich mit den Lerninhalten zu beschäftigen.

In diesem Sommer werde ich inhaltlich und zeitlich veränderte Kurse anbieten: Eine Woche lang wird für zwei Schulstunden täglich ein bestimmtes Thema in Englisch erarbeitet. Ein Thema bzw. Kurs wird sein Satzbau, ein anderer Kurs die wichtigsten Zeitformen. Ich bin gespannt, was daraus entsteht und wie viele Anmeldungen kommen werden.

Was sind meine Ziele mit diesen Englischkursen

(vor allem für Kinder mit einer LRS):

  • Aufbau von Freude und Motivation beim Lernen der englischen Sprache – unter anderem durch viele verschiedene Spiele.
  • Förderung des Selbstwertgefühls und Abbau von Sprachängsten.
  • Entwicklung eines elementaren Wortschatzes für Alltagssituationen, Aufbau eines Wortschatzes aus Häufigkeitswörtern, die den größten Anteil der Alltagssprache im Englischen ausmachen.
  • Verbesserung des Hörverstehens und der Sprechfähigkeit.
  • Spielerischer Zugang zu grundlegender englischer Grammatik.
  • Entwicklung grundlegender Lese- und Schreibkompetenzen in Englisch.
  • Kennenlernen und Einüben geeigneter Lernstrategien und Gedächtnishilfen.
  • Akzeptanz und produktiver Umgang mit Fehlern in einer fehlerfreundlichen Lernumgebung. Sie erleben immer wieder, dass auch ich nicht perfekt bin – auch nicht perfekt sein möchte. Sondern dass es mir darum geht, sich Hilfe holen zu können, zu fragen, ob es jemand weiß, oder bei Google oder im Wörterbuch nachzuschauen.
  • Einsatz digitaler Hilfsmittel zur Unterstützung, wie beispielsweise die Lern-App Cabuu.
  • Eines der wichtigsten Ziele ist, dass sie erkennen, dass sie nicht alleine sind mit diesen Schwierigkeiten, sondern dass es anderen ebenso geht. Das sind die wirklich berührenden Momente, wenn sie zusammenstehen, von ihren Erfahrungen sprechen und sich gestärkt fühlen in ihrer Gemeinschaft.
  • Mein Ziel ist es ebenso, dass sie gestärkt aus den Kursen gehen – und dieses Wissen und diese Erlebnisse in die Schule mitnehmen und sich dadurch aktiv am Unterricht beteiligen.

Wie setze ich das um?

  • Ich habe bestimmte Rituale. Wir starten zum Beispiel jedes Mal mit „Give me five“ – verbs oder colours oder numbers oder weekdays oder vegetables…
  • Ich schreibe alle Wörter, die sie bei ihren Aufgaben sammeln und aufschreiben, an die Tafel – mit der Bitte, dass sie ihre Wörter überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.
  • Ich erfrage am Anfang, was die Kinder selbst lernen wollen, was ihre Themen sind. Und diese Antworten binde ich mit ein in meine Inhalte.
  • Ich hole sie da ab, wo sie mit ihrem Wissen stehen. Wenn keiner weiß, was Personalpronomen sind, dann lernen wir eben zuerst die Personalpronomen. Wenn sie bis dahin noch keine Zahlen sicher können, dann lernen wir die Zahlen – meist in sehr spielerischer, aufgelockerter Form.
  • Jedes einzelne Kind muss lesen und sprechen – egal, wie lange es dazu braucht. Keines der Kinder kann sich entziehen. Da aber alle gleich behandelt werden und alle an irgendeiner Stelle Defizite und Schwächen haben, entlastet es die Einzelnen. Und sie trauen sich plötzlich, Fehler zu machen – trauen sich, ein Wort vielleicht falsch auszusprechen. Es sogar immer wieder falsch auszusprechen, um dann zu erleben, dass sie das Wort irgendwann doch richtig aussprechen können. Und keiner lacht über den anderen. Sie gehen voller Respekt miteinander um und helfen sich gegenseitig.
  • Ich zeige den Kindern Zusammenhänge in der Aussprache und in der Rechtschreibung der englischen Sprache auf. Sie müssen nicht jedes Mal komplett neue Wörter lernen – so kommt es ihnen nämlich oft vor, wenn sie die Wörter aus ihren Units lernen sollen, weil ihnen bisher diese Zusammenhänge fehlen.
  • Ich lobe sie, ermutige sie und belohne sie. Für jedes Tun – also jedes Aussprechen eines Wortes oder eines Satzes, jede Antwort, die sie auf Englisch geben – gibt es eine Büroklammer. Und die Büroklammern können am Ende eingetauscht werden: in Gutscheine oder in gewählte Gegenstände wie Angelköder, CDs, Lego, Kuscheltiere… Und da kommen so einige Büroklammern zusammen in diesen drei Stunden – das dürfen Sie mir glauben. Die Kinder arbeiten – also verdienen sie auch etwas. Und die Kinder arbeiten wirklich in den 180 Minuten. Das ist unglaublich. Ich kann mir immer gar nicht vorstellen, dass diese Kinder im Schulunterricht stumm dasitzen.
  • Wir nehmen uns die Zeit, die es braucht, um bestimmte Inhalte zu verstehen. Ich habe zwar ein Konzept, was ich inhaltlich in der Zeit machen oder erreichen möchte – aber das ist nicht maßgeblich. Entscheidend ist, dass die Kinder, dass die Gruppe die Zeit bekommt, die sie braucht. Am Anfang meiner Kurse musste ich mich immer wieder selbst bremsen – mein eigenes Tempo in den Hintergrund stellen und das Tempo der Kinder respektieren und in den Vordergrund holen.

„Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden.“
– Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky hatte keine geradlinige Schullaufbahn. Er wechselte zwei Mal die Schule, brach vor dem Abitur ab, hatte verschiedene Schwierigkeiten in der Schule. Vermutlich hatte er keine LRS. Aber selbst er stellte fest, dass die englische Sprache aus Fremdwörtern besteht, die falsch ausgesprochen werden.

Das würden die Kinder am Anfang ebenfalls so sagen. Und jedes Wort, das kein Fremdwort mehr für sie ist, sondern vertraut wird, ist ein Erfolg. Ist ein kleiner Schritt nach vorn.

Ich bin stolz auf diese Kids – die sich herausfordern lassen von mir und als Sieger aus diesem Kurs gehen.

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