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Englisch und LRS: Nachteilsausgleich als individuelle Unterstützung für Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche

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Englisch und LRS: Nachteilsausgleich als individuelle Unterstützung für Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche

Kinder und Jugendliche mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) stehen bereits in ihrer Muttersprache vor erheblichen Herausforderungen im Lesen und Schreiben. Diese unsicheren Erfahrungen ziehen sich oft bis in den Fremdsprachenunterricht – egal ob es sich um Englisch, Französisch, Spanisch oder Latein handelt. Die Verunsicherung wirkt sich nicht nur auf den Lernerfolg aus, sondern kann auch das Selbstwertgefühl im sprachlichen Bereich beeinträchtigen.

Frustration und Rückzug im Englischunterricht

In meinen Ferienkursen „Englisch und LRS“ höre ich oft von den teilnehmenden Kindern, wie schnell sie im Fremdsprachenunterricht das Interesse verlieren. Sie berichten, dass sie kaum noch zuhören oder aktiv mitarbeiten können, da ihnen die Regeln der neuen Sprache oft unklar bleiben und die gewohnte Regelhaftigkeit aus dem Deutschunterricht fehlt. Bei jeder neuen Unit im Englischbuch haben sie das Gefühl, 200 bis 300 komplett neue Wörter lernen zu müssen. Während sie wissen, dass regelmäßiges Lernen und Wiederholen hilfreich wäre, fühlen sie sich häufig allein gelassen oder auf die Unterstützung und Konsequenz ihrer Eltern angewiesen.

Wenn Lernen zur Belastung wird

Es macht mich betroffen zu sehen, wie wenig diese Kinder aus dem Fremdsprachenunterricht mitnehmen und wie viel Zeit sie in Lernumgebungen verbringen, ohne tatsächlich Fortschritte zu machen. Diese Erfahrungen führen nicht nur dazu, dass sie das Vertrauen in ihre Fähigkeiten verlieren, sondern auch dazu, dass ihnen die Freude am Erlernen einer neuen Sprache und das Entdecken ihrer Möglichkeiten verloren geht.

Sprachunterricht neu denken

Meiner Meinung nach sollte der Schwerpunkt im Sprachunterricht auf dem aktiven Sprechen und Verstehen liegen, bevor wir uns mit Rechtschreibung und Grammatik beschäftigen. Es gibt mittlerweile viele Erkenntnisse darüber, wie Sprachen gehirngerecht erlernt werden können. Ich bin überzeugt, dass es keine sprachunbegabten Menschen gibt.

Individuelle Wege zum Lernerfolg

Um für Kinder mit LRS das Lernen zu erleichtern und Erfolge zu ermöglichen, habe ich einige Anregungen zum Nachteilsausgleich zusammengetragen. Diese Ideen sollten individuell auf jedes Kind abgestimmt werden, wobei die Schüler selbst in den Prozess einbezogen werden sollten. Die Kinder kennen ihre eigenen Stärken und Schwächen am besten – und oft haben sie auch sehr konkrete Vorstellungen davon, was ihnen beim Lernen hilft.

Tipps und Ideen für einen Nachteilsausgleich bei LRS und Englisch (ebenso bei Fremdsprachen wie Französisch, Latein, Spanisch…….)

1. Besseres Textverständnis ermöglichen

  • Aktives Markieren statt Schreiben
    Schüler*innen dürfen wichtige Informationen im Text markieren, anstatt vollständige schriftliche Antworten zu verfassen. So können sie zeigen, was sie verstanden haben – ohne zusätzlich durch die schriftsprachliche Form belastet zu werden.
  • Antwortmöglichkeiten ordnen
    Bei Aufgaben zum Textverständnis kann es helfen, wenn die Kinder vorgegebene Aussagen oder Sätze in die richtige Reihenfolge bringen, statt frei formulierte Antworten geben zu müssen.
  • Texte strukturieren und aufteilen
    Längere Texte sollten in kurze Abschnitte gegliedert werden. Direkt im Anschluss an jeden Abschnitt können passende Fragen stehen – mit genügend Platz für die Antworten. Das unterstützt die Übersicht und reduziert kognitive Überforderung.
  • Wortlisten im Vorfeld
    Zu jedem neuen Text können vorab Wortlisten mit zentralen Vokabeln bereitgestellt werden, damit unbekannte Wörter nicht zum Verständnishindernis werden.

2. Technik sinnvoll einsetzen

  • Spracherkennung und Text-zu-Sprache-Tools
    Der Einsatz digitaler Hilfsmittel wie Vorlesefunktionen, Sprachaufnahme oder Software zur Spracherkennung kann das Arbeiten mit Texten erleichtern.
  • Apps zur Vokabelarbeit
    Vokabellisten können digital aufbereitet, oder abfotografiert und mit Lern-Apps wie z. B. Cabuu genutzt werden – so lassen sich Schreibfehler vermeiden, die beim handschriftlichen Erstellen von Karteikarten oft auftreten.

3. Schriftliche Arbeiten entlasten

  • Mehr Platz zum Schreiben
    Arbeitsblätter und Tests sollten ausreichend Raum für individuelle Antworten bieten, damit die Kinder in ihrer bevorzugten Schriftgröße schreiben können.
  • Zeitliche Entzerrung
    Zusätzliche Bearbeitungszeit bei Klassenarbeiten und Tests ist wichtig, damit Kinder in ihrem Tempo arbeiten und Aufgaben noch einmal überprüfen können. Außerdem entlastet es die Kinder, nimmt ihnen den Druck. Sie haben oft erfahren, dass sie es nie schaffen können in der, für alle gültig, angegebenen Zeit.
  • Arbeiten auf zwei Tage verteilen
    Bei umfangreicheren Lernzielkontrollen kann eine Aufteilung auf zwei Unterrichtstage helfen – besonders dann, wenn die Konzentration über längere Zeiträume schwerfällt.

4. Alternative Formen der Leistungsbewertung

  • Vokabeltests flexibler gestalten
    Eine Kombination aus schriftlicher Abfrage und einer mündlichen Ergänzung am Folgetag gibt Kindern die Chance, ihr Wissen auf verschiedenen Wegen zu zeigen.
  • Projektbasierte Aufgaben
    Statt rein schriftlicher Tests können kreative Aufgaben eingesetzt werden – etwa die Erstellung eines Storyboards, einer digitalen Präsentation oder eines Lernvideos. So lässt sich Sprachkompetenz auf vielfältige Weise zeigen.
  • Mehr Gruppen- und Partnerarbeit
    Kinder mit LRS profitieren oft von kooperativen Lernformen. Eine gezielte Gruppenzusammensetzung, bei der ihre individuelle Stärken eingebracht werden können, stärkt das Selbstvertrauen und fördert das Sprachverständnis.

5. Hilfreiche Unterstützung im Unterricht

  • Klare und einfache Arbeitsanweisungen
    Aufgaben sollten in kleine, nachvollziehbare Schritte gegliedert und – wenn nötig – auf Deutsch oder mit einer unterstützenden Vokabelliste erklärt werden.
  • Visualisierung von Inhalten
    Lerninhalte können z. B. mit Mindmaps oder Wortwolken dargestellt werden, um verschiedene Lernkanäle anzusprechen.
  • Regelmäßige Wiederholungen
    Wiederholungen fest im Unterrichtsalltag zu verankern (z. B. als Hausaufgabe oder als ritualisierte Übung) hilft, das Gelernte zu festigen und ins Langzeitgedächtnis zu überführen.
  • Tafelaufschriebe digital sichern
    Es kann sehr entlastend sein, wenn Tafelbilder abfotografiert werden dürfen und somit den Kindern zur Verfügung gestellt werden – so können sie sich im Unterricht besser konzentrieren und laufen nicht Gefahr, wichtige Informationen zu verlieren.
  • Sprachregelmäßigkeiten sichtbar machen
    Die regelmäßige Hervorhebung und Visualisierung von Mustern in Rechtschreibung und Aussprache unterstützt das Erkennen von Zusammenhängen in der englischen Sprache.

Warum Nachteilsausgleich so wichtig ist

Um das Lernen in der Fremdsprache Englisch für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) erfolgreicher und angenehmer zu gestalten, braucht es eine durchdachte und ganzheitliche Herangehensweise. Durch gezielte Anpassungen und kreative Lösungen können wir betroffene Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entfalten – und die Freude am Sprachenlernen zurückzugewinnen.

Dabei ist es entscheidend, die Kinder aktiv in diesen Prozess einzubeziehen. Sie brauchen nicht nur fachliche Unterstützung, sondern auch Ermutigung, ihre individuellen Stärken zu erkennen und zu nutzen. So kann eine Lernumgebung entstehen, die motiviert, stärkt und ihnen erlaubt, mit mehr Selbstvertrauen und Neugier zu lernen und sich weiterzuentwickeln.

Nachteilsausgleich als Schlüssel zur Chancengleichheit

Der Nachteilsausgleich spielt hierbei eine zentrale Rolle: Er ermöglicht Kindern mit LRS eine faire und gleichberechtigte Teilhabe am Unterricht und an Leistungsüberprüfungen. Er sorgt dafür, dass sie – trotz ihrer besonderen Lernvoraussetzungen – die gleichen Bildungschancen erhalten wie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler.

Gerade in einer Zeit, in der Inklusion und Chancengleichheit in der Bildung großgeschrieben werden, ist es unerlässlich, dass Schulen geeignete Maßnahmen ergreifen, um den individuellen Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden.

Ein Nachteilsausgleich kann ganz unterschiedliche Formen annehmen: zusätzliche Zeit bei Klassenarbeiten, der Einsatz von digitalen Hilfsmitteln wie Spracherkennungssoftware oder speziell zugeschnittene Förderangebote. Solche Maßnahmen helfen nicht nur, Überforderung abzubauen, sondern stärken auch die Eigenständigkeit und die fachlichen Kompetenzen der betroffenen Kinder.

Indem wir die besonderen Herausforderungen von Kindern mit LRS ernst nehmen und gezielt darauf eingehen, schaffen wir ein unterstützendes Lernumfeld, das ihr Selbstbewusstsein fördert und ihnen neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet.

Letztlich wirkt sich ein gut umgesetzter Nachteilsausgleich nicht nur positiv auf die schulischen Leistungen aus – er trägt auch zur sozialen Teilhabe und zum allgemeinen Wohlbefinden der Kinder bei. So werden sie ermutigt, ihre Potenziale voll auszuschöpfen und die Anforderungen des Schulalltags mit mehr Zuversicht zu meistern.

Weitere Artikel zu Englisch und LRS finden Sie unter:

https://www.lerntherapie-vs.de/nachteilsausgleich/nachteilsausgleich-in-englisch-mit-lrs/

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