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Positive Fehlerkultur – Lerntherapie Reutlingen

Positive Fehlerkultur

Fehlern mit Spiel, Spaß und Freude begegnen

FEHLER“ – „HELFER

„Schon wieder habe ich so viele Fehler im Diktat. Da wird sich doch nie etwas ändern. Ich kann nie besser werden.“ Ich könnte noch viel mehr solcher Aussprüche aufschreiben. Diese Sätze begegnen mir immer wieder in der Lerntherapie, wenn Kinder mit ihren „doofen“ Diktaten ankommen, die sie in der Schule geschrieben haben. Manche trauen sich noch nicht einmal mehr, damit zu kommen. Teilweise zerreißen sie ihre Diktate, knüllen sie zusammen, zeigen sie niemanden mehr. Wenn ich es dabei belassen würde, dann hätten wir verloren – auf der ganzen Linie.

In solchen Situationen habe ich hin und wieder mein schlechtestes Grundschulzeugnis den Kindern gezeigt. Die können es immer kaum glauben, dass ich wirklich ein Zeugnis mit mehreren „mangelhaft“ hatte, schön noch mit Fühler geschrieben. Das ist schon einmal eine Ebene, um mit dem Kind wieder ins Gespräch gehen zu können. Manchmal male ich mit den Kindern aus, was denn „Worst-Case“ geschehen würde, wenn sie eben in ihren Diktaten eine 6 bekommen. Was könnte „aller-aller-schlimmsten-falls“ geschehen? Und wenn wir dann ein wirklich schreckliches Szenario versuchen uns auszumalen, dann wirkt die Realität nicht mehr so erdrückend.

Aber glauben Sie jetzt bitte nicht, dass ich Fehler der Kinder nicht ernst nehme. Ich nehme das sehr ernst. Und es spornt mich an, kreativ damit umzugehen, positiv mit ihren Fehlern umzugehen.

Paradoxe Lernmethode

Eine Idee von der „lerncoachprofibox.von.farida“ habe ich liebend gerne übernommen: die paradoxe Methode zum Vokabellernen. Vor einigen Monaten arbeitete ich als Lerntherapeutin an einem Gymnasium. Ich zeigte einer Gruppe von Schülern, wie man Vokabeln lernen kann. Die eindrücklichste Sache, und die, die am meisten Spaß machte, war diese paradoxe Methode. Es ging um Wörter, die immer falsch geschrieben wurden, die die Einzelnen einfach nicht in ihren Kopf bekommen konnten. Ich ließ dieses Wort auf einen größeren Zettel schreiben. Dann sollten die Kinder dieses Wort (ich achtete darauf, dass es richtig geschrieben war) nochmals genau anschauen und dann sich entschließen, dass sie dieses Wort sich nicht merken wollten, nicht behalten wollten. Sie zerknüllten das Papier, zerrissen es, warfen es auf den Boden, trampelten darauf herum und hatten jede Menge Spaß dabei. Es war eine ausgelassene Stimmung, für mich absolut berührend. Die meisten von den Kindern wussten in der nächsten Woche noch ihr Wort und wie es geschrieben wird, obwohl sie es sich ja eigentlich nicht mehr merken wollten.

Spiele

Eine andere Vorgehensweise von mir ist, dass ich mich darüber freue, wenn Kinder mir ihre Fehlerwörter bringen. Denn dann kann ich wieder Spiele damit gestalten.

Ich mache Würfelspiele daraus, Vor- und Zurück-Spiele, Leiterlispiele.

Diese Spiele spielen wir dann immer wieder in der Lerntherapie. Und die Kinder bekommen diese Spiele als Hausaufgaben mit. Die Kids freuen sich darüber, dass sie „ihr“ Spiel haben, das extra nur für sie und wegen ihnen, wegen ihrer Fehlerwörter, geschrieben wurde. Vielleicht muss ich es noch personalisieren „Sandras Spiel“, „Wolfgangs Würfelspiel“……Mal sehen, was mir oder den Kids dazu noch einfällt.

Fehlerwörter-Sammelkisten

Noch eine andere Idee ist, Fehlerwörter-Sammelkisten einzuführen. Fehlerwörter, natürlich richtig geschrieben übertragen, werden auf Papierstreifen (3cm auf 5 cm) geschrieben und in der ersten Fehlerwörter-Sammelkiste gesammelt. Die nehmen wir immer wieder und machen so Spiele wie: „Welches Wort fehlt“. Dabei werden beispielsweise fünf Wörter aus der Kiste genommen und auf den Tisch gelegt. Das Kind liest die Wörter, dreht sich um, ich stibitze eines der Wörter, vertausche die Plätze der Wörter. Das Kind dreht sich um und muss herausfinden, welches der Wörter ich in der Hand habe.

Manchmal stibitze ich auch zwei, ohne es vorher anzukündigen.

Oder ich mache ein Memory daraus, indem ich die Wörter dupliziere. Das macht den Kids Spaß, vor allem dann auch zu gewinnen gegen mich.

Es gibt noch eine zweite Fehlerwörter-Sammelkiste dazu. Da hinein kommen die ganzen Wörter, die richtig geschrieben werden zum Beispiel bei einem Wörterdiktat. Toll ist, wenn die zweite Kiste immer voller wird und die erste Kiste immer weniger Wörter enthält.

Nobody is perfect

So werden bei mir in der Lerntherapie die „blöden“ Fehlerwörter zu Spiel und Spaß umgearbeitet. Positiv mit Fehlern umgegangen.

Und was die Kinder bei mir auch immer wieder erleben, ist, dass ich auch nicht immer alles perfekt weiß. Ich signalisiere ihnen, dass ich erst einmal selbst nachschlagen muss. Das mache ich auch vor ihren Augen. Mein Ausspruch ist dann meist: „Jetzt habe ich was dazugelernt. Genau jetzt bin ich klüger als vor einer Minute.“ Und darüber freue ich mich. Und die Kids mit mir.

Mir war bis vor kurzer Zeit überhaupt nicht bewusst, dass ich, wenn ich die Buchstaben des Wortes „FEHLER“ umstelle, ich das Wort HELFER erhalte.

Machen wir doch aus möglichst vielen „FEHLER möglichst viele „HELFER“.

Ihre

Sabine Walker