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LRS und Englisch – Lerntherapie Reutlingen

LRS und Englisch

  1. Persönliche Einblicke

In den kommenden Monaten möchte ich auf meiner Homepage mehr über LRS und Englisch schreiben, speziell über Englischlernen für Kinder mit LRS. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen.

Drei Jahre lang habe ich Englisch-Ferienkurse gegeben, hauptsächlich für Kinder mit LRS. Es gab dabei immer ein „Vorher“ und ein „Nachher“. Am Anfang traf ich auf Kinder, die oft nicht ganz freiwillig dabei waren und sich kaum vorstellen konnten, dass vier Tage Englisch, jeweils drei Stunden lang, Spaß machen könnten. Am Ende jedoch verließen strahlende, motivierte und selbstbewusste Kinder den Kurs, die ihren Eltern begeistert von dem erzählten, was sie verstanden und gelernt hatten. Monate später hörte ich, wie sie sich nun auch im regulären Englischunterricht mehr zutrauten.

Solche Kurse vorzubereiten ist aufwändig. Es gibt nur wenig direkt einsetzbares Material, und viel Zeit fließt in die Recherche und die Zusammenstellung von Ideen, in die Vermittlung der Grundlagen und in Strategien. Jeder Kurs wird individuell angepasst, da jede Gruppe andere Schwerpunkte und Bedürfnisse hat. Am Ende eines jeden Kurses schreibe ich jedem Kind einen Abschlussbrief, in dem ich die positive Entwicklung beschreibe und Mut mache – individuell und persönlich. Oft entsteht dieser Brief in Nachtarbeit.

2. Auszug aus einem Brief:

  • „Spiele zu spielen ist für dich etwas Tolles. Du bist ein Gewinner, kannst aber auch mit mega viel Humor verlieren.

Super, wie du beim Vorlesen selbst unbekannter Wörter dabei bist. Die Uhrzeit bereitet dir noch etwas Probleme. Es wäre super, wenn du die Uhrzeit auf Deutsch und dann auf Englisch lernen würdest.

„Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat.“ Nicolas Chamfort Du sorgst mit deinem Lachen und Humor, dass wir lachen und uns damit kein Tag verloren geht. Weiter so. Ich freue mich auf das nächste Mal. Well done!

Ich bin stolz auf dich.

Deine

Sabine Walker

Everything you can imagine is real.

(Alles, was du dir vorstellen kannst, ist wirklich (echt/wahr)). Pablo Picasso“ <

3. Gründe/Schwierigkeiten der Kinder

Warum fällt Kindern mit einer LRS es so schwer, Englisch in der Schule zu lernen, bzw. weshalb ist es so schwierig und macht so gar keinen Spaß? Warum ist es so frustrierend und so wenig motivierend?

In diesem Artikel teile ich Gedanken und Gründe, die die Kinder selbst genannt haben. In nachfolgenden Artikeln werde ich auf theoretische Aspekte eingehen.

Folgende Gründe gaben die Kinder an:

  • Verunsicherung: Alles ist neu und anders.
  • Vertrautes Wissen ist plötzlich nicht mehr gültig: Mühsam erarbeitete Strategien aus dem Deutschunterricht scheinen hier nicht zu helfen.
  • Überforderung mit neuem Vokabular: Viele haben das Gefühl, jede Woche Hunderte neuer Wörter lernen zu müssen und fühlen sich, als müssten sie einen riesigen Berg an Vokabeln bewältigen.
  • Fehlende Struktur und Verbindungen: Kinder sehen oft keine Zusammenhänge und erkennen keine Muster, da die Vokabeln der Lektionen ohne Erklärung von Gemeinsamkeiten oder Regeln präsentiert werden.
  • Hemmungen bei der Aussprache: Die Aussprache des „th“ und anderer Laute ist ihnen fremd, sie haben Hemmungen, weil es sich für sie ungewohnt und „falsch“ anhört.
  • Unüberschaubare Laut-Buchstaben-Zuordnung: Die englische Aussprache ist so unvorhersehbar, dass die Unsicherheit steigt und sie noch weniger Vertrauen in das Sprechen entwickeln.
  • Negative Glaubenssätze: Manche denken, „Ich schaffe es ja noch nicht einmal in Deutsch, wie soll ich eine andere Sprache lernen?“ Solche Sätze verfestigen sich oft, auch durch Rückmeldungen von außen.
  • Mangelnde Lernstrategien: Sie werden selten in effektive Lernmethoden eingeführt. Vor Vokabeltests wird oft erst eine Woche vorher klar, dass sie große Mengen an Wörtern lernen müssen – für Kinder mit LRS ist dies kaum machbar.
  • Fehlende Verknüpfungen: Viele haben den Eindruck, immer wieder unzusammenhängende Wörter zu lernen, ohne dass diese Bezug zueinander haben.
  • Zu wenig Wiederholung: Zentrale Sprachregeln, wie etwa Personalpronomen, werden oft nur kurz behandelt. Ein Spruch wie „he, she, it, das S geht mit“ bleibt ohne Erklärung abstrakt, wenn nicht klar ist, dass im Simple Present der 3. Person Singular das „s“ hinzukommt. Viele hatten anfangs Mühe damit, die Wortart Personalpronomen gesichert zu benennen. Und wussten nicht, wohin das „s“ denn nun gehen soll.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig es ist, Lerneinheiten sorgfältig zu strukturieren und gezielte Unterstützung zu bieten. Allein die ausführliche Erklärung zu den Personalpronomen in meinen Kursen hat bei vielen Kindern einen großen Fortschritt bewirkt.

Im neuen Jahr starte ich wieder mit Englisch-Kursen.

Und in den nächsten Monaten werden hier die unterschiedlichsten Artikel erscheinen. Tipps zum Vokabel lernen, Literatur………

Ich freue mich darauf.

An dieser Stelle möchte ich ein riesiges „Danke schön“ sagen.

Danke an mein Lerntherapeuten-Netzwerk . Danke an Susanne Seyfried und an Sabine Landua. Durch sie werde ich immer wieder ermutigt und bestärkt zu schreiben. Durch unseren Austausch im Netzwerk und beim Workshop zum Bloggen werden Gedanken und Ideen zum Leben erweckt und in die Tat umgesetzt. Danke.

November 2024

Eure

Sabine Walker